Sich mehr zutrauen durch Vertrauen – Die Bohnenkamp-Stiftung als Förderin des Diesterweg-Stipendiums

Osnabrück, Herbst 2015

Eine kurze Begebenheit aus einem Aufnahmegespräch mit einer Familie in unserer Geschäftsstelle kann verdeutlichen, was unsere Stiftung mit dem Diesterweg-Stipendium bewirken will: Als die neunjährige Lena von den Akademietagen, Exkursionen, Treffen und Sprachkursen hörte, die das Diesterweg-Stipendium alles bietet, staunte sie: „Und das ist alles für mich?“ Als wir ihr alle zustimmten, sagte sie nur: „Toll!“

Kinder und ihre Familien fühlen sich durch die Aufnahme in das Stipendium-Programm zum einen besonders gewertschätzt. Zum anderen werden sie über zwei Jahre durch ein umfassendes Bildungsprogramm bei der Bewältigung von Bildungsfragen gestärkt. Besonders unterstützt werden die Familien, den Übergang von der Grundschule in die weiterführende Schule aktiv zu gestalten. Und wir helfen den Kinder und Familien dabei, das Potential, das sie vielleicht noch nicht voll ausschöpfen, das aber in ihnen steckt, zu entdecken und weiter zu entfalten. Es sind „tolle“ Familien, die wir mit einem „tollen“ Angebot fördern möchten. Der Schlüssel zum Erfolg ist dabei das Ermöglichen von neuen Lernerfahrungen und vor allem das Aufbauen von Vertrauen, was wiederum neues Zutrauen schafft. Dass das vor allem über das Gestalten von Beziehungen geht, das wissen die beiden Mitarbeiterinnen des Projektteams im Bildungsbüro der Stadt Osnabrück, Frau Katharina Liebing und Frau Kirsten Capewell, nur zu gut. Sie geben dem Diesterweg-Stipendium in Osnabrück ein Gesicht, Geist und Seele, und unsere Stiftung ist sehr froh, sie bei der Umsetzung des Stipendiums an unserer Seite zu haben.

Die Friedel & Gisela Bohnenkamp-Stiftung hat seit August 2015 die Trägerschaft des Projekts Diesterweg-Stipendium in Osnabrück mit allen damit verbundenen Rechten und Pflichten von der Stiftung Polytechnische Gesellschaft Frankfurt am Main, die das Programm entwickelt hat, übertragen bekommen. Für die lokale Umsetzung hat sich die Stiftung die Stadt Osnabrück als Partnerin gesucht und arbeitet in dieser Sache seither sehr eng mit dem Fachdienst Bildung der Stadt Osnabrück zusammen. Und wie wichtig unserer Stiftung dieses Projekt ist, zeigt die Tatsache, dass wir in 2018 als einziger Standdort in Deutschland nun jährlich Familien in das Diesterweg-Stipendium aufnehmen. In der Regel wird nur alle zwei Jahre eine neue Generation aufgenommen. Darüber hat eine Kooperationsvereinbarung dem Zusammenwirken von Stiftung und Stadt für das Diesterweg-Stipendium in Osnabrück Form und Ausdruck verliehen.

Das erste Familien-Bildungsstipendium Deutschlands wird an mehreren Standorten durchgeführt. So ist ein bundesweites Netzwerk entstanden – eine Art Diesterweg-Familie, bestehend aus Vertreterinnen und Vertretern der Zivilgesellschaft und der Kommunen, die sich regelmäßig über die Erfahrungen vor Ort austauschen und gemeinsam das Diesterweg-Stipendium kontinuierlich weiterentwickeln.

Aber auch regional ist eine aktive Verantwortungsgemeinschaft entstanden, ohne die das Stipendium in Osnabrück nicht zum Erfolg geführt werden kann. Unterstützt wird das Projektteam nicht nur durch die Schulen, sondern auch durch Museen und andere Bildungseinrichtungen vor Ort, die den Familien im Programm sehr viel Gutes zukommen lassen. Dafür sei allen Mitwirkenden an dieser Stelle sehr herzlich gedankt.

Ein Dank gilt natürlich dem Projektteam im Bildungsbüro der Stadt Osnabrück, die das Programm mit Leben füllen. Ein Dank auch an die vielen Familien, die sich durch die Annahme des Stipendiums sehr eng an das Programm binden und uns ihr Vertrauen schenken. Ein Dank aber auch an Sie, die Sie die Homepage des Diesterweg-Stipendiums in Osnabrück besuchen und sich für unsere Initiative interessieren. Wir freuen uns über alle, die die Idee des Diesterweg-Stipendiums weitertragen.

Michael Prior

Geschäftsführender Vorstand der Friedel & Gisela Bohnenkamp-Stiftung

Gemeinsam stark - Das Diesterweg-Stipendium Osnabrück als Beispiel gelungener Kooperation

Das Diesterweg-Stipendium ist ein Glücksfall für Osnabrück.

Natürlich ganz besonders für die Stipendiatenfamilien: Sie werden zwei Jahre lang am Übergang von der Grundschule in die weiterführende Schule intensiv begleitet, bekommen Unterstützung und Impulse, machen gemeinsam neue Erfahrungen und kennen anschließend nicht nur die Angebote vor Ort, sondern auch sich selbst, ihre eigenen Stärken, Ziele und Grenzen und die ihrer Familienmitglieder ein ganzes Stück besser. Sie werden wertgeschätzt, ernstgenommen und in die Gestaltung des Programmes eingebunden, erleben sich also als wichtigen Teil der Gemeinschaft, sowohl innerhalb ihrer eigenen Familie, im Stipendium als auch darüber hinaus. Das Vertrauen, auch schwierige Zeiten bewältigen zu können, steigt – um es mit den Worten einer Mutter aus der 1. Generation auszudrücken: „Meine Tochter sagt jetzt ganz häufig: `Mama, ich bin jetzt ein Stipendiatenkind. Ich gebe nicht auf, ich schaffe das!´“. Zuversicht, Vertrauen in eigene Fähigkeiten, Durchhaltevermögen: Wenn wir es schaffen, Kindern und ihren Eltern diese Werte mitzugeben, sind wir auf dem Weg zu mehr Bildungsgerechtigkeit in Osnabrück ein ganzes Stück vorangekommen.

Aber nicht „nur“ die Familien profitieren, sondern auch die Bildungseinrichtungen in Osnabrück: Die Schulen, die durch ihre Vorschläge ausgewählten Schülerinnen und Schülern eine individuelle Unterstützung ermöglichen können und die bei Bedarf in den Projektverantwortlichen Ansprechpartnerinnen und Türöffnerinnen für die Familien haben. Und die außerschulischen Bildungs- und Kultureinrichtungen, die durch ihre Beteiligung am Diesterweg-Stipendium Familien erreichen, die sonst nicht immer den Weg zu ihnen finden. Natürlich arbeiten wir in Osnabrück schon lange intensiv daran, die Angebote unserer Museen, Kultur- und Freizeiteinrichtungen so zu gestalten, dass sie für möglichst viele Bürgerinnen und Bürger mit ihren unterschiedlichen Interessen, Fähigkeiten und Bedürfnissen attraktiv sind. Die Kolleginnen und Kollegen leisten dabei eine hervorragende Arbeit, was auch an den kreativ gestalteten Akademietagen und Ferienkursen für das Diesterweg-Stipendium zu erkennen ist. Und dennoch: So einladend und niedrigschwellig ein Programm auch ausgelegt ist, die größte Hürde besteht häufig im ersten Schritt. Die Familien müssen ganz wortwörtlich die Türschwelle der Einrichtungen überschreiten, damit sie sich ein Bild davon machen können, wie es dort tatsächlich ist, ob das Angebot ihren Bedürfnissen entspricht und ob sie sich – ganz banal – wohl- und gut aufgehoben fühlen. Das Diesterweg-Stipendium unterstützt genau diesen ersten Schritt: In einem geschützten Rahmen durch ein extra für die Stipendiatenfamilien entwickelten Programm, begleitet durch die vertrauten Projektmitarbeiterinnen, lernen sie Einrichtungen kennen, die sie sonst möglicherweise nie betreten hätten – weil sie nicht von ihnen wussten, weil die Hürden zu hoch waren oder weil sie ein falsches Bild davon hatten, was sie dort erwarten würde. Dass der Kern des Diesterweg-Stipendiums nicht darin besteht, ganz neue Angebote zu erfinden, sondern die vorhandenen zu verknüpfen und für die Stipendiatenfamilien zugänglich zu machen, sichert die Nachhaltigkeit des Projektes: In den zwei Jahren der Begleitung lernen sie Kultureinrichtungen, Museen, Jugendzentren, Fördermöglichkeiten und Beratungseinrichtungen kennen, die sie auch danach nutzen können – und dass sie das tatsächlich tun berichten uns die Familien der 1. Stipendiatengeneration, die 2017 aus der intensiven Förderung verabschiedet wurde.

Bereichernd ist das Diesterweg-Stipendium nicht zuletzt auch für die Bohnenkamp-Stiftung und den Fachdienst Bildung der Stadt Osnabrück als gemeinsame Projektträgerinnen: Durch den engen Austausch mit den Familien und den engagierten Kooperationspartnern erhalten wir immer wieder Einblicke in aktuelle Entwicklungen und die Bedarfe der Beteiligten. Diese Impulse helfen uns, unsere Arbeit auch in Zukunft so auszurichten, dass sie die Menschen erreicht.

Das Diesterweg-Stipendium ist damit ein tolles Beispiel dafür, was wir erreichen können, wenn wir zusammenarbeiten: Die Stiftung, die Stadt, die Schulen, die außerschulischen Kooperationspartner und auch die Familien selbst bringen ihre jeweiligen Kompetenzen und Ressourcen ein, lernen von- und miteinander und erschaffen damit gemeinsam ein Projekt, von dem alle profitieren.

Stadtrat

Wolfgang Beckermann

Vorstand für Bildung, Soziales und Kultur

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